Forschungsprojekt: Seehafen der Zukunft
Digitalisierung im Seehafen der Zukunft mit Cloud als Basis für Industrie-4.0-Standards
Axtrion ist Digitalisierungspartner im Verbundprojekt für maritime Wirtschaft | 1,9 Millionen Euro aus Berlin für richtungsweisende Forschung aus Bremen | Thema Hafenlogistik: Container-Umschlag und besonders Offshore-Windindustrie im Fokus
Bremen, Bremerhaven, Berlin. Das Land Bremen zählt zu den weltweit leistungsstärksten Hafen und Logistikstandorten. Zudem gilt es auf diesem Feld als international herausragendes Kompetenzzentrum. Unter anderem die disziplinen- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit mit einem regen Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schaffen hier ein anerkannt gutes Klima für Innovationen und ermöglichen immer wieder wegweisende Forschungen. Ein Beispiel dafür ist das neue Projekt „Prozessinnovation durch digitale Dienstleistungen für den Seehafen der Zukunft“ (ProDiS) mit sechs bremischen Partnern.
Das dreieinhalbjährige Verbundprojekt beschäftigt sich mit der Optimierung von Prozessen im Seehafen. Es hat ein Volumen von 2,4 Millionen Euro, wird vom Bundesforschungsministerium mit rund 1,9 Millionen Euro gefördert und vom Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreut. Forschungspartner sind das Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA, Bremen) , das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL, Bremen), die Unternehmen Container-Service Friedrich Tiemann (Bremerhaven) sowie Kronschnabel und Franke Schwerlast Spedition (Bremerhaven), die Logistik Service Agentur (Bremerhaven) und Axtrion (Bremen) als IT-Spezialist für Cloud-Lösungen (Bremen).
„Hohes Innovations- und Optimierungspotenzial durch digitale Dienstleistungen“
Die Optimierung entlang der Wertschöpfungsketten spielt in der logistischen Prozessgestaltung eine für den wirtschaftlichen Erfolg entscheidende Rolle. Die globalen Vernetzungen und permanent wachsenden Anforderungen sowie stetig neue technische Möglichkeiten fordern die Branche enorm. Prozesse werden immer komplexer und unübersichtlicher, es bedarf der Digitalisierung sowie der besseren Einbindung von Dienstleistungen und der intensiveren Nutzung neuer Informations-und Kommunikationstechnologien. Die ProDiS-Forschungen sollen hier helfen und die Innovationskraft auch kleiner und mittlerer Unternehmen steigern.
„Die Prozesse rund um den Güterumschlag in den Seehäfen bergen ein hohes Innovations- und Optimierungspotenzial, das durch neue digitale Dienstleistungen sowie deren intelligente Verknüpfung miteinander genutzt werden kann“, sagt BIBA-Leiter Professor Dr.-Ing Klaus-Dieter Thoben. „Zum Beispiel Kosten und Terminabweichungen können zumeist nur noch durch Prozessoptimierung reduziert werden – durch die Unterstützung mittels überbetrieblicher digitaler Dienstleistungen für die Planung und Durchführung“. Das Projekt ProDiS konzentriert sich auf dieses Optimierungspotenzial und hat dabei den Seehafen-Umschlag von standardisierten Einheiten (Container), besonders aber den Umschlag für die Offshore-Windindustrie im Fokus.
Verbesserung der Planung und Unterstützung der Operationen im Seehafen
Unter anderem Güter, Equipment und Beschäftigte, so das Projektziel, werden drahtlos miteinander vernetzt automatisch Informationen an eine sogenannte Datenwolke liefern und diese übergeordnete Datensammlung (Cloud) anfüttern. Die gesammelten Informationen und Daten aus bisher nicht untereinander verbundenen Systemen in einer unternehmensübergreifenden, hafenbezogenen Cloud bilden die Grundlage zur Generierung digitaler Dienstleistungen in den Bereichen Information, Planung und Unterstützung des Umschlags. Alle Beteiligten können daraus je nach Bedarf Informationen beziehen. Auf der Basis dieser Cloud können dann digitale Dienstleistungen konfiguriert und zeitnah zur Verbesserung der Planung und der Unterstützung der Operationen im Seehafen zur Verfügung gestellt werden.
ProDiS erarbeitet ein Konzept für die Entwicklung und Integration modularisierter und skalierbarer digitaler Dienste (hybride Leistungsbündel) für in der Hafenlogistik tätige Unternehmen und erprobt sie im betrieblichen Umfeld. Die Forschungen des BIBA und des ISL werden begleitet von betrieblichen Anwendern, Dienstleistern und assoziierten Partnern. So sind ein steter Anwendungsbezug und eine Umsetzung der Forschungsergebnisse entsprechend der Anforderungen neuester Industrie-4.0-Standards in reale Umgebungen gewährleistet. Darüber hinaus, heben die BIBA Wissenschaftler hervor, werde bei den Forschungen auch eine spätere, mögliche Übertragbarkeit der Projektergebnisse auf verwandte Branchen angestrebt.
Infos zur Logistik-Branche:
Mit einem Umsatz von 235 Milliarden Euro (2014) ist die Logistikbranche nach der Automobil- Wirtschaft und dem Handel die drittgrößte Branche in Deutschland. Sie beschäftigt mehr als 2,9 Millionen Menschen. Im europäischen Logistik-Markt, der auf 930 Milliarden Euro (2013) geschätzt wird, hat Deutschland mit mehr als 20 Prozent einen europaweit einzigartig hohen Anteil und nimmt darüber hinaus eine internationale Spitzenposition in Infrastrukturqualität und Logistiktechnologie ein.
(Quellen: Statistica und Bundesvereinigung Logistik – BVL)